> Chancengerechtigkeit

20 %
der Kinder und Jugendlichen in Österreich sind armutsgefährdet.

Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung

Zur Beschreibung der Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung werden EU-SILC-Daten aus dem Jahr 2021 herangezogen. Die Werte werden auf Österreichebene berichtet, da die EU-SILC Daten aufgrund deutlich unterschiedlicher Fallzahlen und damit verbundenen Stichprobenfehlern eine valide Auswertung auf Bundeslandebene und Einzeljahren nicht zulassen.

Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung bedeutet, dass (einer = Einfachgefährdung oder mehrere = Zwei- oder Mehrfachgefährdung) folgende Faktoren für eine Person zutreffen: Für 2021 bedeutete das für einen Ein-Personen-Haushalt in Österreich ein Jahreseinkommen von 16.457 EUR (monatlich: 1.371 EUR). Diese Schwelle erhöht sich für jede erwachsene Person bzw. jedes Kind, welches im gemeinsamen Haushalt lebt, um einen bestimmten Faktor.

In Österreich waren im Jahr 2021 14,70 % der Bevölkerung armutsgefährdet. Aufgrund der hohen Schwankungsbreite sind Bundesländervergleiche nur sehr vorsichtig zu interpretieren, eine Rangfolge sollte nicht abgeleitet werden. Kärnten zeigte einen Anteil von 14,20 % der Bevölkerung (oder 79.000 Personen), der armutsgefährdet ist.

Nach soziodemografischen Merkmalen betrachtet, sind in Österreich Kinder und Jugendliche (0-17 Jahre) mit 20 % im Vergleich zur Gesamtbevölkerung (14,70 %) überdurchschnittlich armutsgefährdet. Haushalte mit Kindern sind in 17 % der Fälle armutsgefährdet, Einelternhaushalte sind mit mehr als einem Drittel (36 %) im besonderen Maße armutsgefährdet. Leben drei Kinder oder mehr im Haushalt, besteht in 29 % dieser Familien eine Armutsgefährdung.

Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung bedeutet, dass (einer = Einfachgefährdung oder mehrere = Zwei- oder Mehrfachgefährdung) folgende Faktoren für eine Person zutreffen (S. 29):

  • Haushaltseinkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle von 60 % des Medianeinkommens oder
  • erhebliche materielle oder soziale Deprivation oder
  • keine oder sehr niedrige Erwerbsintensität im Haushalt

Betrachtet man die Lebensbedingungen der Kinder und Jugendlichen von 0-17 Jahren, die in Österreich leben, im Detail, ist zu erkennen, dass Kinder von 0-5 Jahren in höherem Ausmaß als ältere Kinder von Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung betroffen sind. Armuts- oder ausgrenzungsgefährdet sind demnach 28 % der 0- bis 5-Jährigen (armutsgefährdet sind 23 % in dieser Altersgruppe). 6- bis 9-Jährige sind in 22 % der Fälle armuts- oder ausgrenzungsgefährdet (19 % sind in dieser Altersgruppe armutsgefährdet), auch die 10- bis 14-Jährigen sind in ähnlichem Ausmaß betroffen (21 % sind armuts- und ausgrenzungsgefährdet, 19 % sind armutsgefährdet). Bei den 15- bis 17-Jährigen sind immer noch 18 % armuts- und ausgrenzungsgefährdet, 17 % armutsgefährdet.

Betrachtet man die Altersgruppe der 0- bis 14-Jährigen in Österreich lebenden Kinder und Jugendlichen insgesamt, sind mit 24 % ein knappes Viertel armuts- und ausgrenzungsgefährdet, 21 % sind armutsgefährdet. Bezogen auf die Haushaltsformen, in denen die Kinder leben, sind 51 % der Kinder, die in Einelternhaushalten leben, von Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung betroffen, 39 % von Armutsgefährdung. Leben mindestens drei Kinder im Haushalt, sind 30 % dieser von Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung, 28 % von Armutsgefährdung betroffen.

Kinder- und Jugendhilfe

Das wichtigste Ziel und der Auftrag der Kinder- und Jugendhilfe in Kärnten ist die Wahrung des Kindeswohls. Darunter werden folgende Aufgaben verstanden:

  • Betreuung von werdenden Müttern und Vätern sowie Eltern mit ihren Säuglingen und Kleinkindern
  • Förderung und Sicherung der Entwicklung und Entfaltung der Persönlichkeit der Minderjährigen
  • Beratung und Unterstützung von Familien hinsichtlich ihrer Aufgaben zur Pflege und Erziehung der Minderjährigen

Die Anzahl der Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe wird jährlich von der Landesregierung im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfestatistik erhoben. Zur Grundgesamtheit der Datenerhebung zählen alle Kinder, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und sonstigen Personen (z. B. Eltern), die im jeweiligen Berichtsjahr Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Anspruch nehmen bzw. für die entsprechende Leistungen erbracht werden.

Die Anzahl der leistungsbeziehenden Kinder und Jugendlichen der Teilbereiche Unterstützung der Erziehung, Volle Erziehung, Mitwirkung bei Adoptionen sowie Rechtsvertretungen im Sinne des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches (ABGB), des Asylgesetzes 2005 bzw. des Fremdenpolizeigesetzes (BFA-VG/FPG) und des Unterhaltsvorschussgesetzes (UVG) werden in untenstehender Grafik dargestellt.

Abb. 4.22 Anzahl der 0- bis 18-Jährigen, die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Anspruch genommen haben, absolut und je 1.000 EW
nach Kärntner Bezirken 2021
Statistik Austria (Kinder- und Jugendhilfestatistik); Bearbeitung: Landesstelle für Statistik Kärnten

Zur Anzahl der erbrachten Leistungen (ein- oder mehrmalige Leistungsgewährungen bzw. -inanspruchnahmen) im Bundesland Kärnten im Kalenderjahr 2021 kann für die Teilbereiche Soziale Dienste, Gefährdungsabklärungen, Erziehungshilfen, Anonyme Geburten und Babyklappe sowie Hilfen für junge Erwachsene (18- bis unter 21-Jährige) Folgendes berichtet werden:

  • Soziale Dienste:
    • Anzahl der Beratungen und Betreuungen in der mobilen Jugend- und Sozialarbeit:
      • Schulsozialarbeit: 1.695
      • Streetwork/mobile Jugendarbeit: 1.462
    • Anzahl der Beratungen in Beratungsstellen:
      • Kinderschutzzentren: 6.344
      • Erziehungs- und/oder Familienberatungsstellen: 736
      • Eltern-/Mutterberatungsstellen: 232
      • Kinder- und Jugendanwaltschaft: 2.000
    • Teilnahmen an Bildungsangeboten zu Erziehungsfragen:
      • Vorträge: 143
      • Seminare/Workshops: 499
      • Eltern-Kind-Gruppen: 1.162
    • Teilnahmen an Kinder- und Familienurlauben:
      • Ferienaktionen für Minderjährige/Kindererholungsaktionen: 238
      • Familienurlaube/Urlaube für Alleinerziehende/familientherapeutische Erholungen: 122
    • Übernachtungen in Notschlafstellen und Krisenwohnungen:
      • Notschlafstellen für Jugendliche/junge Erwachsene: 4.160
      • Mutter-Kind-Wohnungen bzw. -Häuser: 22.928
    • Anzahl der Betreuungen im sozialen Dienst: 1.420
    • Aus- und Fortbildungsmaßnahmen für Adoptivwerbende und Pflegepersonen (Anzahl an Personen): 331
  • Anzahl der eingeleiteten Gefährdungsabklärungen: 3.725
  • Anzahl der Erziehungshilfen: 4.422
  • Anzahl der anonymen Geburten: 2
  • Anzahl der in Babyklappen aufgefundenen Kinder: 0
  • Betreute junge Erwachsene (18- bis unter 21-Jährige) im Rahmen der ambulanten und stationären Hilfen: 342

Abb. 4.23 Anzahl der 0- bis 18-Jährigen aus suchtkranken Familien absolut und je 1.000 EW
nach Kärntner Bezirken und Versorgungsregionen 2021
Statistik Austria (Kinder- und Jugendhilfestatistik); Bearbeitung: Landesstelle für Statistik Kärnten

Kärnten erhebt im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien. Diese Kinder sind eine besonders wichtige Zielgruppe für die Suchtprävention, da ihr Risko selbst eine Suchterkrankung zu entwickeln besonders hoch ist. Dieser Anteil an suchtbelasteten Kindern und Jugendlichen in Kärnten (etwa 5 je 1.000 EW) ist aber eben nur der „Ausschnitt“ jener, die eine Betreuung aus der Kinder- und Jugendhilfe in Anspruch nehmen. Bezogen auf die Alkoholsucht geht die Literatur davon aus, dass etwa 10 % der Kinder und Jugendlichen mit einer Alkoholabhängigkeit eines oder beider Elternteile konfrontiert sind.

Jugendarbeitslosigkeit

Kärnten hatte im Jahr 2021 mit 7,73 Personen je 1.000 EW zwischen 15 und 19 Jahren im Vergleich der österreichischen Bundesländer die geringste Jugendarbeitslosigkeit. Jugendliche im Westen von Kärnten sind etwas mehr von Arbeitslosigkeit betroffen als Jugendliche im Osten.

Abb. 4.24 Anzahl der bis 19-jährigen arbeitslosen Personen absolut und je 1.000 EW (zwischen 15 und 19 Jahren)
nach Kärntner Versorgungsregionen 2021
AMS Kärnten; Bearbeitung: Landesstelle für Statistik Kärnten

Abb. 4.25 Anzahl der bis 19-jährigen arbeitslosen Personen absolut und je 1.000 EW (zwischen 15 und 19 Jahren)
nach österreichischen Bundesländern 2021
AMS Kärnten; Bearbeitung: Landesstelle für Statistik Kärnten

Frühzeitige AusbildungsabbrecherInnen

Die Daten zu den frühzeitigen AusbildungsabbrecherInnen beruhen auf dem Monitoring der Ausbildung bis 18 Jahre im Auftrag des BMAW (Statistik Austria). Frühe AusbildungsabbrecherInnen (FABA) sind als Personen im Alter von 15 bis 17 Jahren definiert, die zum Stichtag 31. 10. des jeweiligen Jahres einen Hauptwohnsitz in Österreich haben, keine Ausbildung besuchen, keine Pension beziehen und höchstens einen Pflichtschulabschluss besitzen. Es handelt sich dabei um eine Annäherung an die internationale Definition der Early School Leavers.

Kärnten hat mit 47,04 AusbildungsabbrecherInnen je 1.000 EW nach dem Burgenland (41,85 je 1.000 EW) die geringste Anzahl an AusbildungsabbrecherInnen.

Abb. 4.26 Anzahl der 15- bis 17-Jährigen frühen AusbildungsabbrecherInnen absolut und je 1.000 EW
nach österreichischen Bundesländern zum Stichtag 31.10.2019
Statistik Austria; Bearbeitung: Landesstelle für Statistik Kärnten

Im Gesundheitsbericht Kärnten 2020 wurden die frühen SchulabgängerInnen dargestellt. Datengrundlage war damals die Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung 2019 (Statistik Austria), welche den Anteil der 18- bis 24-Jährigen ohne Sekundarstufe-II-Abschluss, die an keiner Aus- oder Weiterbildung teilnehmen, abbildet.

Teenagergeburten

Teenagermütter sind meist besonders belastet, leben ohne Vater des Kindes oder ohne Partner bzw. Partnerin und befinden sich meist auch finanziell in einer prekären Situation. Teenagermütter sind daher eine wichtige Zielgruppe für präventive Maßnahmen rund um die sexuelle Gesundheit und im Rahmen der „Frühen Hilfen“.

Kärnten liegt mit 141 Teenagergeburten (0,25 je 1.000 EW) im Mittelfeld von Österreich. Den Höchsten Anteil an Teenagergeburten in Kärnten hat der Bezirk Sankt Veit, gefolgt vom Bezirk Hermagor.

Abb. 4.27 Anzahl der Teenagergeburten der bis 21-Jährigen absolut und je 1.000 EW
nach Kärntner Bezirken und Versorgungsregionen 2021
Statistik Austria, Bearbeitung: Landesstelle für Statistik Kärnten

Abb. 4.28 Anzahl der Teenagergeburten der bis 21-Jährigen absolut und je 1.000 EW
nach österreichischen Bundesländern 2021
Statistik Austria, Bearbeitung: Landesstelle für Statistik Kärnten