> Chancengerechtigkeit

Verschiedene Einflussfaktoren stärken oder schwächen die Chancen und Risiken für Gesundheit, weshalb weder die Gesundheit noch die Gesundheitschancen in der Bevölkerung gleich verteilt ist. Diese Ungleichverteilung wirkt sich beispielsweise auf die Lebenserwartung aus, auf die subjektiv eingeschätzte Gesundheit, die Häufigkeit von chronischen Erkrankungen, Krebserkrankungen und psychischen Erkrankungen.

Ein niedriger beruflicher Status, ein geringer Bildungsstand und ein niedriges Einkommen sind Faktoren, die sich negativ auf den Gesundheitszustand auswirken können. Diese sozioökonomischen Determinanten wirken sich auf die Gesundheit von Männern stärker aus als auf die Gesundheit der Frauen . Sie sind jedoch nicht per se verantwortlich für einen schlechteren Gesundheitszustand, sondern sie stehen für viele Einflussfaktoren, die wiederum die Gesundheit beeinflussen, wie z. B. materielle Faktoren, psychosoziale und soziale Faktoren oder der gesundheitsbezogene Lebensstil.

Ein unterschiedliches Ausmaß an förderlichen und hinderlichen Faktoren bildet den sozialen Gradienten der Gesellschaft, an dem sich die relativen Unterschiede im Gesundheitszustand manifestieren . Im Folgenden werden Indikatoren abgebildet, die Einfluss auf den sozialen Gradienten haben.


Armutsindikatoren

Die Armutsgefährdungsschwelle ist der Betrag des äquivalisierten Haushaltseinkommens, der die Grenze für Armutsgefährdung bildet.
2020 lag er bei einem äquivalisierten Haushaltseinkommen von rund 15.933 Euro pro Jahr für einen Einpersonenhaushalt

Armuts- oder ausgrenzungsgefährdet sind Personen, deren Einkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle liegt oder die erheblich materiell depriviert sind oder die in einem Haushalt mit keiner oder sehr geringer Erwerbsintensität leben. Sie können sich bestimmte Güter für den Haushalt nicht leisten oder bestimmte Bedürfnisse nicht erfüllen. Darunter fällt z. B. die Anschaffung einer Waschmaschine, eines PKWs, die Begleichung von unerwarteten Ausgaben, Heizkosten oder die Konsumation eines Urlaubs.

2019 waren 97.000 Kärntnerinnen und Kärntner von Armut oder Ausgrenzung gefährdet, das entspricht 18 % der Kärntner Bevölkerung. In Österreich insgesamt waren es im selben Jahr 1.504.000 Personen bzw. 17 %. Kärntnerinnen und Kärntner sind also geringfügig häufiger betroffen und nach Vorarlberg und Wien das Bundesland mit der dritthöchsten Gefährdungsquote.

(Abb. 173) Von Armut oder Ausgrenzung gefährdete Personen absolut und relativ an der Gesamtbevölkerung
nach österreichischen Bundesländern 2019
Statistik Austria (EU-SILC 2018-2020); Bearbeitung: Landesstatistik Kärnten


Working poor

Als Working Poor werden Personen im erwerbsfähigen Alter bezeichnet, die trotz Erwerbstätigkeit
(Vollzeit- oder Teilzeitarbeit über einen Zeitraum von mehr als 6 Monaten im Referenzjahr) armutsgefährdet sind.

Der Anteil der Working Poor lag im Dreijahresschnitt 2018–2020 in Kärnten bei rund 8 %. Das entspricht dem österreichischen Anteil. In Vorarlberg und Wien liegen die Anteile mit 10 % bzw. 11 % höher.

(Abb. 174) Working Poor: Armutsgefährdete Personen im Alter von 18-64 Jahren, die während des Referenzjahres länger als ein halbes Jahr Vollzeit oder Teilzeit erwerbstätig waren
nach österreichischen Bundesländern im 3-Jahresdurchschnitt 2018-2020
Statistik Austria (EU-SILC 2018-2020); Bearbeitung: Landesstatistik Kärnten


Einkommensverteilung

Die Einkommensgruppen werden am äquivalisierten Medianeinkommens gemessen. Dieses betrug 2020 26.555 Euro.
Personen mit niedrigem Einkommen unter 15.933 Euro (60 % des Medianeinkommens) entsprechen der Gruppe der Armutsgefährdeten.
Mittlere Einkommen liegen zwischen 15.933 und 47.800 Euro und hohe Einkommen bei 47.800 Euro und mehr.

Ein niedriges Einkommen wird definiert als <60 % des Medians. In Kärnten leben 15 % mit einem solchen niedrigen Einkommen. Das ist um einen Prozentpunkt mehr als in Österreich gesamt (14 %).

(Abb. 175) Personen mit niedrigem Einkommen (<60 % des Medians)
nach österreichischen Bundesländern im 3-Jahresdurchschnitt 2018-2020
Statistik Austria (EU-SILC 2018-2020); Bearbeitung: Landesstatistik Kärnten

78 % der Kärntnerinnen und Kärntner zählen zu Personen mit einem mittleren Einkommen (zwischen 60 % und 180 % des Medians). 8 % zählen zur hohen Einkommensgruppe, sie beziehen ein Einkommen von mehr als 180 % des Medians.

(Abb. 176) Anteil der Personen mit niedrigem (<60% des Medians), mittlerem (60% bis 180% des Medians) und hohem (>=180% des Medians) Einkommen
nach österreichischen Bundesländern im 3-Jahresdurchschnitt 2018-2020
Statistik Austria (EU-SILC, Personen von 25-59 Jahren, Zahlen gewichtet und hochgerechnet)


Bildungsmobilität

Die Bildungsmobilität ergibt sich aus dem Vergleich des höchsten erreichten Bildungsabschlusses einer Person mit dem höchsten Bildungsabschluss der Eltern.
Der Fokus liegt dabei auf Personen, die keine über die Pflichtschule hinausgehende Ausbildung in Anspruch genommen haben.

Zur Ermittlung der Bildungsmobilität wird der Anteil der 25- bis 59-jährigen Personen mit maximal Pflichtschulabschluss in Relation zum Bildungsstand der Eltern gesetzt. Ein „bildungsferner Elternhaushalt“ bedeutet, dass beide Elternteile maximal die Pflichtschule abgeschlossen haben, während in einem „nicht bildungsfernen Elternhaushalt“ zumindest ein Elternteil einen über den Pflichtschulabschluss hinausgehenden Bildungsabschluss aufweist .

In Kärnten betrug die Pflichtschulquote, also der Anteil der Personen, die maximal die Pflichtschule abgeschlossen haben, aus bildungsfernen Haushalten im Jahr 2019 9,9 %, nach Geschlecht betrachtet waren es 14,8 % der Männer und nur 5,5 % der Frauen. Kärnten ist damit das Bundesland mit der niedrigsten Pflichtschulquote. Insgesamt liegt sie in Österreich bei 24,2 %.

Demgegenüber beträgt die Pflichtschulquote bei Kärntnerinnen und Kärntnern aus nicht bildungsfernen Haushalten 5,3 % (Männer: 3,2 %; Frauen: 7,6 %). Damit liegt Kärnten nahe am österreichischen Durchschnitt von 5,7 %.

Die sozial eingeschränkte Bildungsmobilität entspricht der Differenz aus der Pflichtschulquote
von Personen aus bildungsfernen Haushalten und der Pflichtschulquote aus nicht bildungsfernen Haushalten.

Die sozial eingeschränkte Bildungsmobilität gibt einen Hinweis auf beschränkte Bildungschancen aufgrund der Herkunft aus einem bildungsfernen Haushalt. Sie weist den Anteil der Personen aus, die wahrscheinlich aufgrund ihrer bildungsfernen Herkunft in den Bildungschancen beschränkt sind . In Kärnten beträgt der Anteil 4,7 % und liegt damit weit unter dem österreichischen Schnitt von 18,5 %.

(Abb. 177) Sozial eingeschränkte Bildungsmobilität
nach Geschlecht und österreichische Bundesländer 2019
Statistik Austria (EU-SILC, Personen von 25-59 Jahren, Zahlen gewichtet und hochgerechnet); Bearbeitung: Landesstelle für Statistik Kärnten

(Abb. 178) Sozial eingeschränkte Bildungsmobilität
nach Geschlecht und österreichische Bundesländer für die Jahre 2015-2019
Statistik Austria (EU-SILC, Personen von 25-59 Jahren, Zahlen gewichtet und hochgerechnet); Bearbeitung: Landesstelle für Statistik Kärnten


Frühzeitige Schul- und Ausbildungsabgänger

Der Indikator „Frühe Ausbildungsabgänger“ misst den Anteil der 18- bis 24-jährigen Personen ohne Sekundarstufe-II-Abschluss,
die an keiner Aus- oder Weiterbildung teilnehmen, an der entsprechenden Altersgruppe

Im Jahr 2019 gab es in Kärnten rund 2.197 frühzeitige Ausbildungsabgänger und -abgängerinnen. Insgesamt waren es in Österreich 50. 864 18- bis 24-Jährige, die das Berufsvorbereitungsjahr nicht abgeschlossen haben und auch keinen Abschluss einer polytechnischen Schule oder weiteren mittleren oder höheren Schulen haben.

(Abb. 179) Anzahl der frühzeitigen Schul- und Ausbildungsabgänger absolut und je 10.000 EW
nach österreichischen Bundesländern im Jahresdurchschnitt über alle Wochen 2019
Statistik Austria (Mikrozensus Arbeitskräfteerhebung); Bearbeitung: Landesstelle für Statistik Kärnten